Regenerationsorientierte Bodenschutzkalkung macht den Wald klimafit – Helikopter in der Gemeinde Bad Rippoldsau-Schapbach im Einsatz
Bodenschutzkalkung stärkt die Vitalität und Widerstandskraft der Bäume. Gesunde Wälder und belebte Böden sind auch natürliche Wasserfilter und Garant für sauberes Trinkwasser.
In der gesamten Gemarkung Schapbach sowie im Südlichen Teil der Gemarkung Rippoldsau wird im September ein Helikopter zu beobachten sein, der den Wald mit Kalk, genauer gesagt mit fein gemahlenem Dolomitgestein, berieselt.
Das Kalkmaterial beinhaltet neben Kalzium auch Magnesium und kommt aus einem Steinbruch bei Empfingen. Die Anlieferung erfolgt durch die Firma Gfrörer. Die Ausbringungsmenge beträgt gut drei Tonnen pro Hektar, also etwa 320 Gramm pro Quadratmeter. Die Bodenschutzkalkung wird gezielt auf insgesamt 724 Hektar durchgeführt und dauert, je nach Wetterlage, etwa fünf bis sechs Wochen.
Während der Maßnahme muss der Wald aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Da auch einige Gemeindestraßen überflogen werden müssen, wird es für den Anliegerverkehr Einschränkungen geben. Von einer zeitweisen Vollsperrung betroffen sind die Kupferbergstraße, die Schwarzenbruchstraße, die Holdersbachstraße Richtung Waldhans sowie die Hofzufahrt zum Hanselehof. Die Sperrungen dauern je Abschnitt und Witterung ein bis maximal drei Tage. Es werden keine Umleitungen eingerichtet, daher müssen Autofahrer mit Wartezeiten bis zu zehn Minuten rechnen. Waldbesuchende sowie der Anliegerverkehr werden gebeten, die Sperrhinweise zu beachten.
Das Kreisforstamt weist darauf hin, dass es im Bereich der Arbeiten zu einer Staubentwicklung kommen kann. Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen durch das Kalkmaterial besteht nicht. Bereits der nächste Regenschauer wird den Kalkstaub in den Boden einwaschen.
Der Bodenschutzkalkung in Bad Rippoldsau-Schapbach geht ein fast zweijähriger Planungsprozess voraus. Grundlage ist ein bodenkundliches Gutachten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg. Zur Kalkung vorgesehen werden generell nur Böden, bei denen eine starke Versauerung festgestellt wurde (pH-Wert i. d. R. unter 4,2 und Basensättigung unter 15%). Im Rahmen der Planung werden die Belange des Arten-, Natur- und Wasserschutzes berücksichtigt. Bereiche, in denen zum Beispiel kalkungssensible Arten, Biotope oder natürlich saure Standorte vorkommen, werden bei der Kalkungsplanung herausgenommen.
Trägerin der Maßnahme ist die Gemeinde Bad Rippoldsau-Schapbach. Die Ausschreibung der Dienstleistung erfolgte durch das Regierungspräsidium Freiburg, Abteilung 8 Forstdirektion. Ausgeführt werden die Arbeiten von der Firma Silvatec GmbH aus Neuenstein. Die Kosten der diesjährigen Maßnahme belaufen sich auf rund 445 Euro netto pro Hektar. Gefördert wird die Bodenschutzkalkung durch die Europäische Union. Waldbesitzende mit einer Betriebsgröße unter 30 Hektar bekommen 100 Prozent der entstehenden Nettokosten bezuschusst. Bei Waldeigentümern mit einer forstlichen Betriebsfläche ab 30 Hektar werden 90 Prozent der Nettokosten gefördert.
Die Planung, Vorbereitung und Überwachung der Maßnahme erfolgt durch das Kreisforstamt Freudenstadt in Abstimmung mit den unteren Behörden für Natur-, Boden- und Wasserschutz. Eine Bodenschutzkalkung wird höchstens einmal alle zehn Jahre, abhängig vom Versauerungsgrad und der Bodenentwicklung, durchgeführt.
Allgemeine Informationen:
Die bundesweite Bodenzustandserhebung hat gezeigt, dass eine gezielte Kalkung von Waldflächen die vom Menschen verursachte Versauerung der Waldböden abmildert.
Eine regenerationsorientierte Bodenschutzkalkung trägt somit dazu bei, die standortstypische Bodenfruchtbarkeit wiederherzustellen. Über die Zuführung von basischen Nährstoffen werden die Bäume in ihrer Vitalität und Widerstandskraft gegenüber Trockenheit gestärkt. Gesunde Waldböden sind eine Grundvoraussetzung für ein vielfältiges Bodenleben und stabile Wälder.
Wichtig ist außerdem die Ökosystemleistung der Waldböden als Trinkwasserfilter.
Rund 70 Prozent unseres Trinkwassers im Land kommt aus bewaldeten Gebieten. Dabei ist für das Schutzgut Wasser ein gesunder Boden eine unerlässliche Voraussetzung.
Anlagen
Bild 1: Helikopter im Flug (Bildquelle: LFV, M. Sihorsch)
Bild 2: Helikopter beim Laden (Bildquelle: Kreisforstamt, H. Gaiser)
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Detaillierte Informationen zum Thema regenerationsorientierte Bodenschutzkalkung auf der Internetseite der FVA unter:
https://www.fva-bw.de/top-meta-navigation/fachabteilungen/boden-umwelt/ernaehrung-und-stoffhaushalt-von-waeldern/regenerationsorientierte-bodenschutzkalkung
Weitere Informationen zum Thema Wald auf der Internetseite des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz unter:www.mlr-bw.de/wald